Rolex, Kuckucksuhren und Bauofferten

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Wer Chinesen sehen will, muss nach Luzern. Auf den Schwanenplatz bei der Luzerner Altstadt fährt jeden Tag durchschnittlich 275-mal ein Reisecar vor und lädt Touristen aus oder ein. Meistens aus Asien. Während den frühen Abendstunden, wenn auf dem Schwanenplatz Hochbetrieb herrscht, macht alle 75 Sekunden ein Car halt. Dieser asiatische Massenaufmarsch bringt die städtische Verkehrsinfrastruktur an ihre Kapazitätsgrenze.

Hocherfreut über täglich mehr als 5000 potenzielle Kunden sind die Luzerner Uhren- und Souvenirläden. Ihre Geschäfte florieren angesichts solcher Touristenzahlen. Von alleine laufen die Betriebe aber nicht. Die Einsätze des Verkaufspersonals müssen in Abhängigkeit verschiedener Einflussfaktoren genau geplant werden: Wann kommt die Kundschaft wie zahlreich? Welchen Einfluss hat das Wetter? Wie lange dauert es, bis sich eine Chinesin oder ein Inder für ein Rolex-Modell oder eine Kuckucksuhr entschieden hat?

Kapazitätsplanungen machen auch Bauunternehmen. Nicht nur im Winter, wenn auf den Baustellen nicht viel läuft, sondern auch im Sommer. Doch ausgerechnet im Juli und August, der Hochsaison der Baubranche, sind Sommerferien. Viele Mitarbeiter möchten dann mit ihren Familien für zwei Wochen in den Urlaub fahren. Das ist verständlich. Landet aber kurz vor oder während der Ferienzeit grössere Ausschreibungen auf dem Tisch, kommen die Kalkulatoren arg ins Schwitzen. Besonders anspruchsvoll ist es, wenn das Bauprojekt komplex und die Bearbeitungszeit knapp bemessen ist.

Klar, die Unternehmen dürfen sich über viele Ausschreibungen glücklich schätzen. Sie versprechen Bauvolumen und Umsatz. Mit einer tadellosen Offerte in kürzester Zeit kann man zudem dem Bauherrn seine Leistungsfähigkeit beweisen. Wenn aber während der Ferienzeit gleich mehrere anspruchsvolle Offerten erstellt werden müssen, kann das Einfluss auf die Qualität haben. Das ist weder für den Anbieter noch den Kunden befriedigend. Als Verband bitten wir deshalb die Bauherrschaften gelegentlich um die Verschiebung des Eingabetermins.

Den Juwelieren und Souvenirhändlern von Luzern ist jeder zahlungskräftige Chinese willkommen. Doch nur von morgens halb neun bis abends halb acht. Denn damit die Verkäuferinnen die Chinesen, Inderinnen und Araber stets freundlich und kompetent bedienen können, brauchen auch sie zwischendurch mal eine Pause.