Welche Infrastrukturen leistet sich die Romandie?

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Die Diskussionen um die Verkehrsinfrastrukturen gewinnen an Brisanz, nicht nur kurz vor der Abstimmung über die Sanierung des Gotthard-Strassentunnels. Die Agglomerationen wachsen und die Pendlerströme nehmen zu. An der heutigen Infra-Tagung in Lausanne befassten sich rund 200 Westschweizer Infrastrukturbauer mit deren Finanzierung.

Ein effizientes, multimodales Verkehrsnetz das steht ausser Frage ist für den Wohlstand eines Landes wichtig. Während die Menschen aber längst überregional mobil sind, stehen bei vielen Infrastrukturprojekten die Interessen einzelner Gemeinden und Kantone im Vordergrund. An der heutigen Tagung von Infra Suisse, der Organisation der Schweizer Infrastrukturbauer, diskutierten namhafte Entscheidungsträger und Fachleute über die Planung und vor allem über die Finanzierung wichtiger Projekte in der Westschweiz.

Ja für den zweiten Gotthard-Tunnel

In seiner Einführungsrede plädierte Tobias Meschenmoser, Vorstandsmitglied von Infra Suisse, für ein Ja bei der Abstimmung über den Bau eines zweiten Gotthard-Strassentunnels. Der drittlängste Strassentunnel der Welt und die wichtigste Nord-Süd-Verbindung des Landes muss gemäss Meschenmoser bald komplett saniert werden. Die Verbindung für den Strassenverkehr zu schliessen, wäre weder wirtschaftlich noch vernünftig. Besonders der Kanton Tessin, aber auch viele Unternehmen aus der übrigen Schweiz wären von einer Schliessung besonders hart betroffen. Den Strassenverkehr auf die Bahn zu verladen, wie sich das die Gegner vorstellen, sei teurer als der Bau eines zweiten Tunnels. Bei einer nächsten Komplettsanierung müssten die Verladeanlagen nämlich erneut aufgebaut werden.

Regionale Probleme, gesamtheitliche Lösungen

In der anschliessenden Diskussion kreuzten sich Nuria Gorrite, Regierungsrätin des Kantons Waadt, der Genfer Regierungsrat Luc Barthassat sowie Peter Goetschi vom TCS und Jean-Daniel Faucherre von ASTAG die Klingen. Nuria Gorrite rief dazu auf, individuelle Bedürfnisse dem Interesse eines funktionierenden Gesamtsystems unterzuordnen. «Alles andere ist egoistisch und teuer!» Luc Barthassat seinerseits erinnerte an die Problematik des Grenzverkehrs in seinem Kanton. «Tagtäglich verzeichnen wir in unserem Kanton rund 550 000 Grenzübertritte 80% in Privatfahrzeugen», erklärte Barthassat.

Sichere Finanzierung für die Strasse

Für TCS-Zentralpräsident Peter Goetschi ist der geplante Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF) ein wichtiger Meilenstein für eine verlässliche Finanzierung der Strasseninfrastruktur. Jean-Daniel Faucherre, Vizepräsident des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbandes ASTAG, hingegen prangerte die Verwendung von Geldern aus dem Strassenverkehr für den öffentlichen Verkehr an. Am Schluss der Tagung ging der Philosoph und Schriftsteller Luc Ferry der Frage von Mobilität und Innovation nach.