Wie mögen Sie den Kaffee?
Wie trinken Sie Ihren Kaffee am liebsten? Espresso, Cappuccino oder Latte? Kolben, Filter oder Kapseln? Mit Zucker, Assugrin oder ungesüsst? In der Tasse, im Glas oder lieber im Pappbecher?
Ja, das Kaffeetrinken – wie ohnehin das ganze Leben – ist wahrlich eine komplizierte Angelegenheit. Eine sympathische Versicherung macht in einem ihrer Werbespots genau diese Feststellung. Sie zieht daraus den folgerichtigen Schluss: Das Leben sollte wieder einfacher werden.
Wie recht sie damit hat, ist mir letzthin wieder einmal deutlich geworden. Dabei war ich nicht etwa beim Kaffeetrinken, sondern auf einer Tunnelbaustelle. Von der Bauunternehmung waren, das Kader miteingerechnet, insgesamt zwanzig Personen auf der Baustelle tätig. Der Vortrieb war im Gange und man arbeitete im Zweischichtbetrieb. Es handelte sich also um eine vergleichsweise kleine und schlanke Baustelle.
Mein Eindruck änderte sich jedoch schlagartig, als ich mir Projektorganisation des Bauherrn anschaute. Die Namen der vielen Verantwortungsträger, Vorgesetzten, Direktunterstellten und Nebenstellen fanden auf dem A4-Blatt nur deshalb Platz, weil sie winzig klein gedruckt und damit kaum lesbar waren. Mit äusserster Mühe entzifferte ich im Organigramm Funktionen wie etwa eine Projektsteuerung, die Gesamtprojektleitung, die Oberbauleitung, eine Begleitkommission, die Bauherrenunterstützung, die Bauleitung oder verschiedene Fachstellen und Spezialisten. Hinter der überschaubaren Tunnelbaustelle steckte beim Bauherrn offenbar ein organisatorisches Grossprojekt.
Worin auch immer der Sinn und die Absicht derart komplexer Organisationsstrukturen liegen mögen: Ich bin der Meinung, das Leben sollte wieder einfacher werden. Nicht nur in Coffee Shops oder bei Versicherungen, sondern auch auf den Baustellen. Und vor allem in den Büros der Bauherren.