Mehr Könige und Bauern auf dem Bau !

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In der Schulzeit fiel mir und meinen Kollegen das Kopfrechnen leicht. Wir waren richtige Asse. Nicht etwa Lehrerdrill, Förderkurse oder Talent waren die wahren Gründe dafür. Sondern ein effektives und unterhaltsames Trainingssystem.

Ein solches scheint der heutigen Jugend zu fehlen. Davon zeugen die Resultate der letzten Lehrabschlussprüfung an der Berufsfachschule Verkehrswegbauer. Rechnen und Vermessen bereiten vielen Lernenden Kopfzerbrechen. Die Viertelmethode ist nun halt einfach keine Schneidetechnik. Und der Satz von Pythagoras ist kein Filmzitat. Ganz besonders künftige Strassen- und Gleisbauer sollten das wissen.

Wer jedoch glaubt, Mathematik sei nur bei Lehrlingen eine immer seltenere Kunst, muss ich enttäuschen. Kürzlich legten die Strassen- und Gleisbau-Poliere ihre Berufsprüfung ab. Die härtesten Knacknüsse auf dem Weg zur Abschlussprüfung waren nicht etwa die Module Arbeitsvorbereitung, Mitarbeiterführung oder Normen. Sondern – Sie ahnen es – das Fachrechnen. 40% der Kandidaten erreichten bei der ersten Modulprüfung kein genügendes Ergebnis. Nur mit Repetitionskursen und Prüfungswiederholungen konnte die Erfolgsquote letztlich auf 90% angehoben werden. Dabei geht es beim Fachrechnen nicht etwa um das Kalkulieren von anspruchsvollen Bauobjekten. Sondern schlicht und einfach um die vier mathematischen Grundoperationen, verpackt in konkrete und praxisorientierte Aufgaben.

Ich bin nicht der erste, der sich überlegt, wie der Rechenschwäche in der Baubranche beizukommen ist. Mehr Mathematikunterricht? Noch mehr Förderkurse? Ein Taschenrechner-Verbot? Vielleicht nützt aber das Trainingssystem aus meiner Schulzeit: Jassen. Mein Kopfrechen-Training holte ich mir mit Ass, König, Ober und Bauer. Ich jasste vor der Schule. Ich jasste nach der Schule. Ich jasste am Mittag und manchmal sogar während den Pausen. Wie wäre es also mit einem Schulfach „Jassen“ in der beruflichen Grund- und Weiterbildung? Beim Jassen festigt man schliesslich ganz unbemerkt das Addieren, Subtrahieren und Multiplizieren.

Auch Bauunternehmern sei empfohlen, ab und zu mit der Familie, Freunden, Polieren oder Mitbewerbern einen Jass zu klopfen. Das kann unter Umständen mehr nützen, als ein weiterer Kursbesuch über Kostenkalkulation und Preisbildung. Und bitte die Grundregel nicht vergessen: «Stöck–Wys–Stich».