Hoch- und abstecken
Coiffeur-Salons gibt es bei uns an jeder Ecke. Bei einem Vergleich von 55 Städten in Deutschland, Österreich und in der Schweiz bezüglich Friseuren-Dichte landete Basel mit 18 Salons pro 10‘000 Einwohner ganz zuoberst. Auf dem zweiten Platz folgte Zürich mit 17 Salons, auf dem dritten, mit gerade noch 12,3 Coiffeuren pro 10’000 Haartracht, Lübeck an der Ostsee. Satte drei Mal weniger Friseure als in Basel gibt es in Rostock, dem Schlusslicht der Rangliste.
Die Eidgenossen tragen ihre Haare offenbar gerne schön. Hinzu kommt, dass hierzulande der Beruf der Coiffeuse oder des Coiffeurs besonders oft erlernt wird. Seit Jahren fungiert nämlich das Haarkunst-Handwerk ganz oben auf der Berufswunschliste vieler Jugendlicher. Und auch das Angebot an Lehrstellen ist in der Schweiz gross.
Was für den Laien mitunter als wildes Geschnipsel anmuten mag, ist in Tat und Wahrheit höchstes Können. Zu sehen gab es dieses Mitte September an der ersten nationalen Berufsmeisterschaft, den Swiss Skills in Bern. Dort wurde einem kreative Hochsteckfrisuren und Trendhaarschnitte mit ausgefallenem Styling, viel Farbe und noch mehr Haarspray vorgeführt.
Nicht hoch-, sondern zuerst abstecken mussten an den Swiss Skills die Strassenbauer. Ihre Schweizer Meisterschaft wurde erstmals durchgeführt und fand ebenfalls im Rahmen der Swiss Skills statt. Slicen, pointen, soften bei den Coiffeuren, schroten, versetzen, planieren bei den Strassenbauern – das Besucherinteresse war bei beiden Berufen enorm. Beiden gemeinsam war, dass man selbst als Laie das Resultat der Arbeit unmittelbar sehen konnte. So bekamen die Experten der einen exquisite Haarkreationen, diejenigen der anderen präzise und saubere Bauwerke präsentiert.
Spätestens am Montagmorgen war aber hier wie dort Schluss mit der Herrlichkeit: Die hochgetürmten Frisuren wurden demontiert und die Strassenbau-Objekte zurückgebaut. Zumindest im echten Berufsleben haben es die Strassenbauer besser als die Coiffeure. Ihre Strassen halten mindestens 30 Jahre. Die meisten Frisuren hingegen segnen bereits beim ersten Kontakt mit dem Bettkissen das Zeitliche.
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