Das ist relativ klar

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Sie sind häufig anzutreffen, die Personen, die keine klare Meinung haben. Sie wollen sich nicht festlegen, bleiben schwammig und äussern sich gekonnt im Konjunktiv. Auf dem Bau jedoch ist diese Sorte Mensch eher selten. Hier wird Klartext geredet. Die klare Sprache führt rasch zu eindeutigen Verhältnissen. Ich habe das in den vergangenen neun Jahren meiner Tätigkeit beim Fachverband Infra sehr geschätzt.

Nicht immer positiv aufgenommen wird die Bausprache bei gewissen Bauherrenvertretern, Kommunikationsberatern, Bildungsspezialisten oder Verwaltungsangestellten. Dort pflegt man nämlich traditionell eine vorsichtigere Ausdrucksweise. Vieles ist relativ: relativ viel, relativ spät, relativ teuer, relativ knapp, relativ komplex. Man will sich schliesslich keine Feinde schaffen, niemanden vor den Kopf stossen und sich nichts verwirken.

Relativierungen sind in der Sprache, nicht aber in den exakten Naturwissenschaften wie Mathematik, Physik oder Chemie möglich. Das zumindest glaubte man bis vor hundert Jahren. Doch dann kam Albert Einstein und formulierte die Allgemeine Relativitätstheorie. Diese besagt, dass Raum und Zeit dynamische Grössen sind, die durch die Masse verzerrt werden.

In der Bauwirtschaft tummeln sich immer mehr Juristen, Kommunikationsberater und andere externe Dienstleister. (Es sind mittlerweile relativ viele.) Das beeinflusst den Umgang und die Sprache in der Branche. Einsteins Theorie mag während den letzten hundert Jahren in der Wissenschaft so einiges relativiert haben. Die Bauleute – so hoffe ich zumindest – bleiben aber auch in Zukunft ihrer klaren Sprache treu.

Mit dieser Kolumne verabschiede ich mich, sehr geehrte Leserinnen und Leser, als Infra-Geschäftsführer von Ihnen. Es hat mir Spass gemacht, über Gott und die (Bau-)Welt nachzudenken und zu schreiben. Ich wünsche Ihnen frohe Festtage, ein erfolgreiches neues Jahr und (relativ) viel Klarheit in Ihrem Denken, Sprechen und Handeln.

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