Kolumne: Baggo und Dömpo

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Es war nicht das erste Wort meiner Tochter, aber eines der ersten: «Baggo». Für alle Nicht-Ostschweizer: So nennt man dort, wo ich wohne, den Bagger. Mittlerweile hat sie ihren bautechnischen Wortschatz um den «Dömpo» – den Dumper – erweitert und kann ganz ordentlich beschreiben, was wofür eingesetzt wird.

Eine solche Sprachentwicklung freut mich zum einen als Vater, zum anderen auch aus beruflichen Gründen, ausserordentlich. Hält die Faszination meiner Tochter für den Infrastrukturbau an? Wird sie sich, eines Tages für eine berufliche Zukunft in dieser Branche entscheiden?

Wie sieht dann der Schweizer Infrastrukturbau aus? Und wie unsere Gesellschaft? Das Verhältnis der Menschen zur Arbeit befindet sich im Wandel. Der Lohn gilt bei der Wahl eines Berufs oder eines Arbeitgebers längst nicht mehr als der einzige und oftmals auch gar nicht der wichtigste Faktor. Firmen werden als attraktiv wahrgenommen, wenn sie Mitbestimmung, Wertschätzung, Weiterbildungsmöglichkeiten, Auszeiten und Teilzeitarbeit anbieten.

Lässt sich der Beruf mit der Familie, der Betreuung von Kindern oder eines Angehörigen, vereinbaren? Die Statistik zeigt, dass Teilzeitarbeit ein gesellschaftliches Bedürfnis ist. Während 1991 ein Viertel der Schweizerinnen und Schweizer nicht Vollzeit arbeiteten, waren es 2018 bereits 37%. Meistens sind es Frauen, die Teilzeit beschäftigt sind. Doch die Männer holen auf: Von 1991 bis 2018 stieg ihr Anteil um mehr als das Doppelte von knapp 8% auf rund 18%.

Bagger, Dumper und alle anderen technischen Möglichkeiten faszinieren gerade Jugendliche zweifellos. Die Baubranche kann und muss aber mehr bieten, will sie zukunftsfähig und für Fachleute langfristig attraktiv bleiben. Diese gesellschaftliche Realität stellt Unternehmen angesichts der angespannten Preissituation vor Herausforderungen. Doch sie müssen dafür Lösungen finden. Nicht unbedingt ein Kinderspiel.