300 Millionen für etwas Farbe
In einer virtuellen Welt gegen Freunde und Fremde kämpfen, ist vor allem unter Jugendlichen unglaublich populär. Hoch im Kurs steht seit nunmehr zwei Jahren das Videospiel Fortnite. Über eine Viertelmilliarde Menschen spielen es weltweit. Fortnite ist damit das erfolgreichste Game aller Zeiten. Darin tritt man allein oder im Team gegen bis zu 100 Spieler an und versucht, auf einer Insel so lange wie möglich zu überleben. Fortnite zu spielen, ist gratis. Darum erstaunt der wirtschaftliche Erfolg: Der Herausgeber setzt mit dem Spiel 300 Millionen Dollar um. Pro Monat! Im Jahr 2018 wurde ein Gewinn von drei Milliarden Dollar erwirtschaftet. Wie ist das bei einem Gratis-Spiel möglich? Die Einnahmen werden durch Käufe erzielt, mit denen die Spieler Aussehen oder Farbe ihrer Spielfiguren ändern oder mit zusätzlichen Features ausstatten können. Vorteile gegenüber anderen Spielern bringen diese Features nicht.
Einer Branche wie dem Infrastrukturbau, die traditionell äusserst Handfestes produziert, muten solche Zahlen mehr als nur sonderbar an. Der Bau kämpft seit langem mit knapper werdenden Margen. Eine Entwicklung, die seit mehreren Jahrzehnten anhält. Die Kultur des tiefsten Preises hat nicht nur an der Substanz der Bauunternehmen, sondern auch an der Qualität der Zusammenarbeit gezehrt. Das neue Beschaffungsgesetz des Bundes setzt nun einen längst überfälligen Wendepunkt. Es verlangt, dass bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen die Qualität gegenüber dem Preis stärker gewichtet wird. Das ist, da sind sich alle einig, ein Paradigmenwechsel. Diesen gilt es auch auf kantonaler Ebene zu vollziehen.
Das neue Beschaffungsrecht muss weit mehr sein als eine oberflächliche Anpassung und etwas Kosmetik, wie es die kostenpflichtigen Features bei Fortnite sind. In der Realität des Infrastrukturbaus geht es schliesslich um Wertschöpfung und Nachhaltigkeit. Und eben nicht darum, dass am Schluss nur ein einziger überlebt.