Vergabemonitor der Schweizer Bauwirtschaft – Ausgabe Q4 2023

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Zusammen mit Bauenschweiz sowie weiteren Mitgliedsverbänden initiierte Infra Suisse 2022 ein Vergabemonitoring zur Analyse der Ausschreibungen in der Schweizer Bauwirtschaft. Die aktuelle Ausgabe zeigt, dass mit dem Beitritt vieler Kantone zur IVöB Bewegung in die Daten kam. Nachhaltigkeitskriterien haben in einem Jahr deutlich zugelegt und die Kantone setzen wieder vermehrt auf Varianten.

Viermal jährlich gehen wir im Vergabemonitor unseres Dachverbands Bauenschweiz der Frage nach, ob sich die Totalrevision des öffentlichen Beschaffungswesens in den Ausschreibungen von simap.ch bemerkbar macht. Der Vergabemonitor dient als Gradmesser für den beabsichtigten Kulturwandel im Vergabewesen. Die aktuelle Ausgabe zeigt, dass dank dem Beitritt vieler Kantone zur Interkantonalen Vereinbarung über das öffentliche Beschaffungswesen (IVöB) Bewegung in die Zuschlagskriterien öffentlicher Beschaffungen gekommen ist.

Etwas schwächer zum Jahresende

Wichtige Indikatoren haben zwar Ende 2023 etwas an Schwung verloren, zeigen aber dennoch Zunahmen im Vorjahresvergleich. So betrug der Anteil qualitativer Zuschlagskriterien im gleitenden Mittel insgesamt 51,7%. Das waren 1,1% mehr als vor einem Jahr und 0,1% mehr als im Vorquartal. Kaum Veränderungen seit letztem Herbst haben Bau- und Architekturaufträge erfahren, bei Ingenieuraufträgen verlief die Entwicklung negativ (-1,8%).

Nachholeffekt bei Kantonen

Dementgegen haben im Kanton Zürich seit Inkrafttreten der Interkantonalen Vereinbarung über das öffentliche Beschaffungswesen (IVöB) am 1. Oktober 2023 qualitative Zuschlagskriterien bei Ingenieuraufträgen um 46,7% zugenommen. Auch andere Kantone (BE, SZ, UR, VD) verzeichneten seit Inkrafttreten der IVöB signifikante Zunahmen bei Qualitätskriterien, insbesondere im Bauwesen. Dies spricht wiederum für einen gewissen Nachholeffekt als Folge des Inkrafttretens der Revision.

Nachhaltigkeit – teils starke Zunahmen

Nachhaltigkeitskriterien kamen in 7,1% aller Aufträge vor. Das war 26,2% häufiger als noch vor einem Jahr. Seit dem letzten Quartal betrug die Zunahme lediglich 0,6%, wobei das Baugewerbe mit 6,9% überdurchschnittlich abschneidet. Insgesamt zeigen sich auf kantonaler Ebene grosse signifikante Zunahmen seit Inkrafttreten der Revisionen, so in St. Gallen (+1629.3%), Zürich (+646,8%) und Bern (+220.3%).

Dialog, Projekt- und Ideenwettbewerbe weiter zunehmend

Während die übrigen Zuschlagskriterien (Innovation, Plausibilität des Angebotes, Verlässlichkeit des Preises) eine weiterhin marginale Rolle spielen, hat der Anteil der Aufträge mit einem Dialogverfahren im Vorjahresvergleich um 52,3% auf 2,2% zugenommen. Dies entsprach einer Zunahme um 18,3% seit dem letzten Quartal. Ebenso stehen Projekt- und Ideenwettbewerbe bei Architekturaufträgen weiter hoch im Kurs.

Kantone setzten wieder mehr auf Varianten

Eine interessante Entwicklung macht sich bei den Varianten bemerkbar. Zwar hat der Anteil Aufträge, welche das Unterbreiten von Varianten zulassen, insgesamt abgenommen, jedoch zeigt sich punktuell eine Trendumkehr. So haben beispielsweise die Kantone Bern, Basel und Graubünden im vergangenen Quartal vermehrt Varianten zugelassen.

Dynamische Entwicklungen bei Kantonen

Die Ergebnisse des vierten Quartals 2023 deuten auf eine Dynamisierung auf kantonaler Ebene hin, deren Entwicklung sich nicht in einem eindeutigen Gesamttrend widerspiegelt. Erfolgreiche Vergaben hängen sowohl von geeigneten Kriterien als auch der richtigen Verfahren ab. Vergabebehörden müssen zunächst Erfahrungen mit den Neuerungen der Revision machen. Dies könnte erklären, weshalb der Dialog, Varianten sowie Projekt- und Ideenwettbewerbe an Beliebtheit zunehmen.

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Adrian Dinkelmann
Geschäftsführer
058 360 77 70
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